Weiterbildungsverbünde - Erfahrungsaustausch 2016

Moderierten gemeinsam den Erfahrungsaustausch Weiterbildungsverbünde Allgemeinmedizin: Dr. Max Kaplan und Dr. Dagmar Schneider.

Die Entwicklung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin ist ein großes Thema. Mit der Gründung der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin für Bayern (KoStA) Ende 2010 ist man ein gutes Stück vorangekommen. Nach der nunmehr fast flächendeckenden Etablierung von Weiterbildungsverbünden in ganz Bayern – einen gewissen „weißen Fleck“ in Nord-Ostbayern gilt es noch zu schließen – geht es nunmehr um eine inhaltliche Vertiefung der Arbeit. Zu einem Erfahrungsaustausch lud die KoStA Mitte November alle Interessierten ins Ärztehaus Bayern, zu dem mehr als 25 niedergelassene und über 20 stationär tätige Weiterbilder sowie 19 Vertreter von Geschäftsführungen bzw. Personalabteilungen gekommen waren.

Verbundweiterbildung

Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), betonte zu Beginn des Treffens: „Die Verbundweiterbildung ist weiterhin eine wichtige Säule bei den Bemühungen um den hausärztlichen Nachwuchs. Wir freuen uns, dass Bayern mit 75 Verbünden nahezu flächendeckend versorgt ist. Wir arbeiten nun gemeinsam mit den Verbünden daran, dass die dahinterstehende Idee der Verbundweiterbildung auch gelebt werden kann.“ Der Präsident gab einen Überblick über die Entwicklung des Versorgungsstärkungsgesetzes mit den neuen Regelungen bezüglich des Förderprogramms nach § 75a Sozialgesetzbuch V (SGB V), insbesondere hinsichtlich § 7 „Koordinierungsstellen“ und § 8 „Einrichtungen zur Förderung von Qualität und Effizienz“. In Bayern sei man erfolgreich dabei, gemeinsam – Universitäten, KoStA und Träger der KoStA – ein Konzept für ein solches Kompetenzzentrum zu erarbeiten. „Erfreulich ist, dass die BLÄK einen über zehnprozentigen Anstieg bei den Prüfungen zum Facharzt für Allgemeinmedizin registriert“, so Kaplan. Der Präsident ging ferner auf den „Masterplan Medizinstudium 2020“ ein. Hier signalisierte er seinerseits Zustimmung für die Quartalisierung des Praktischen Jahres (PJ) und den Plan, dass künftig ein Quartal im ambulanten Bereich zu absolvieren sei. Bei den Studenten stoße die verpflichtende allgemeinmedizinische Prüfung im M3-Staatsexamen auf Ablehnung, ebenso wie die Landarztquote, der auch Kaplan eine Absage erteilte. Die Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) in Bezug auf die Allgemeinmedizin durfte im Kurzvortrag des Präsidenten natürlich nicht fehlen. Hier äußerte er sich zur künftigen Struktur sowie zu den Inhalten und Zeiten. In einer angeregten Diskussion nahmen die Teilnehmer die Gelegenheit wahr, Fragen zur neuen MWBO mit dem BLÄK-Präsidenten, der gleichzeitig auch Vizepräsident der Bundesärztekammer ist, zu diskutieren.

Seminartage

Dr. Dagmar Schneider, Leiterin der KoStA, stellte zunächst die Zahlen, Daten und Fakten zur Verbundweiterbildung dar, berichtete aus der Arbeit der „Seminartage Weiterbildung Allgemeinmedizin“ (SemiWAM), stellte kurz die gelaufenen Studien zu „Wiedereinstieg“ und „Kompetenzzentrum von ärztlichen Berufsanfängern“ vor. Sie berichtete über die Ergebnisse einer longitudinalen Studie zu Tätigkeitsfeldern von Fachärzten für Allgemeinmedizin in Abhängigkeit vom Zeitpunkt ihrer Facharztanerkennung. Auch gab Schneider Daten zu den Förderzahlen sowie den Facharztanerkennungen. Schneider zeigte auch Einblicke in die tägliche Beratungsarbeit der KoStA. So zählten beispielsweise Fragen zu Rotationen, zum Erwerb der Inhalte, zur Vergütung, zum Verbundwechsel, zum Quer- oder Wiedereinstieg, zur Freistellung für Fortbildungstage, zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst oder zu Haftpflichtfragen zu den häufigsten Beratungsanlässen auf der Seite der Ärzte in Weiterbildung (ÄiW). Werbemaßnahmen und die diesbezügliche Unterstützung durch die KoStA sei dagegen häufig Thema bei den Weiterbildern. „Punkten Sie mit guter Weiterbildungsqualität!“, rief Schneider die Teilnehmern auf und wollte zum Beispiel wissen, wo die Probleme liegen, wie viele ÄiW sich im Verbund befinden, wie die Kommunikation der Verbundteilnehmer untereinander klappt und ob die Freistellung zu den Fortbildungstagen funktioniert. „Wir möchten mit Ihnen die Verbundweiterbildung leben“, so Schneider.

Kommunalbüro

Dr. Thomas Ewert und Gunnar Geuter vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zeigten in „Weiterbildungsverbünde in Bayern – die mögliche Rolle der Kommunen“ die Arbeit der Kommunalbüros für ärztliche Versorgung und gingen auf die Gesundheitsregionenplus ein. „Unser Ziel ist ein konzentriertes Vorgehen zur Weiterentwicklung der Versorgung – getragen von einem breiten Bündnis“, so Geuter. Ebert ergänzte: „Als Zwischenfazit kann man festhalten, dass die medizinische Versorgung eine (neue) Herausforderung für die Kommunen ist.“ Die Gemeinden beteiligten sich an der Weiterentwicklung der medizinischen Gesundheitsversorgung, hierbei seien kommunal- und wettbewerbsrechtliche Aspekte zu beachten. Da viele Gemeinden sehr klein und bislang noch nicht mit der Thematik befasst seien, könne das Kommunalbüro für die ärztliche Versorgung konkrete Unterstützung leisten. Landräte, Bürgermeister und Verwaltungen sind hier die Zielgruppen, geht es um die Entwicklung passgenauer Lösungen vor Ort. In den 33 existierenden Gesundheitsregionenplus seien diese Management- und Steuerungsaufgaben bereits gut umgesetzt, 41 von 96 Landkreise und kreisfreie Städte habe man bisher erreichen können, was einer Quote von 43 Prozent entspricht.

Weiterbildungsverbünde

Abschließend nutzten zwei Repräsentanten von erfolgreichen Weiterbildungsverbünden die Gelegenheit, ihre „Best-Practice-Modelle“ zu präsentieren. Dr. Christian Pohlig stellte „Fünf Jahre Weiterbildungsverbund Coburg. Erste Ernte, neue Aussaat, neue Wege der Vernetzung“ vor. Seit seiner Gründung im Jahr 2011 wurde die Weiterbildungsinitiative Coburg kontinuierlich ausgebaut und optimiert. Zwischenzeitlich haben sich einige der Fachärzte für Allgemeinmedizin in der Region niedergelassen. Ein weiteres Projekt ist eine Bereitschaftspraxis am Klinikum mit angeschlossenem Hol- und Bringdienst. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Rekrutierung des hausärztlichen Nachwuchses und das damit verbundene Stipendienprogramm des Landkreises Coburg. Begeistert warb Pohlig für das Konzept „Medical School REGIOMED“, einer Kooperation mit der Universität von Split (Kroatien). Dr. Bernd Dineiger sprach zum Thema „Kompetenzbasierte Weiterbildung Allgemeinmedizin – Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Nordoberpfalz“. Zum Ende dieses langen Weiterbildungstages konnte Dineiger die „Kompetenzbasierte Weiterbildung“ und seine modellhafte Umsetzung aufzeigen. „Die Grundidee ist der Perspektivenwechsel“, so Dineiger. Weiterbildung sei Personalentwicklung. Es gehe hier keinesfalls nur um „Mindestzeiten und -zahlen“, sondern vielmehr um eine Kompetenzentwicklung.

Dagmar Nedbal (BLÄK)

Top