Organspende in Bayern – Zahlen, Daten und Fakten im Rahmen der COVID-19-Pandemie

Organspende


Das Jahr 2020 sollte ganz im Zeichen der neuen Rahmenbedingungen stehen, die durch das Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende, von April 2019, geschaffen wurden. Durch verbesserte Maßnahmen zur Erkennung möglicher Spender in den Kliniken wie zum Beispiel der gesetzlich vorgeschriebenen Todes­fallanalyse, ist es nun möglich, die Kliniken individueller und noch gezielter zu unterstützen. Ein weiteres wichtiges Instrument auf diesem Weg ist die Richtlinie „Spendererkennung“ der Bundesärztekammer, die im September 2020 in Kraft trat. Sie gibt den Ärztinnen und Ärzten in den Kliniken die Option, mit den Angehörigen frühzeitig über die Möglichkeit einer Organspende zu sprechen, bevor die Einleitung palliativer Maßnahmen eine Organentnahme von vornherein ausschließt.

Bundesweit und auch in der Region Bayern der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) konnten wir zu Beginn des Jahres steigende Zahlen bei der Organspende verzeichnen. Dann jedoch kam Corona, welches uns zunehmend seit März dieses Jahres beschäftigt.

Deutschlandweit kein Einbruch – trotz Pandemie

Anders, als in vielen anderen europäischen Ländern, haben wir in Deutschland mit Stand Ende Oktober keinen Rückgang der postmortalen Organspender zu verzeichnen. Von Januar bis Ende Oktober 2020 konnten in Deutschland 793 Organspenden realisiert werden, ein Anstieg von 2,3 Prozent verglichen zum Vorjahr. Die organspendebezogenen Kontakte zur DSO als Koordinierungsstelle stiegen sogar um 4,1 Prozent auf 2.626 fallbezogene Dialoge mit den Partnerkrankenhäusern.

Schaut man über unsere deutschen Grenzen hinweg, findet man zeitweise einen erheblichen Rückgang an postmortalen Organspenden. Italien verzeichnet zum Beispiel ein Minus von bis zu 30 Prozent und Spanien hat mit zeitweisen Einbußen auf ein Viertel der früheren Aktivitäten zu kämpfen.

Dass wir in Deutschland noch relativ positive Zahlen haben, liegt sicherlich in starkem Maße auch an dem kontinuierlichen Engagement der Partnerkrankenhäuser. Der Mehraufwand, den sowohl die Spenderhäuser als auch die Koordinierungsstelle aufgrund der Pandemie zu bewältigen haben, wie zum Beispiel eine zeitnahe COVID-19-PCR-Diagnostik, wird dabei von jeder Seite aktiv unterstützt.

Organspende in Bayern

In der DSO-Region Bayern gab es von Januar bis Ende Oktober 2020 insgesamt 104 Organspenden. Im selben Vorjahreszeitraum waren es 113. Es konnten 334 Organe für die Transplantation entnommen werden (2019: 393). Die Anzahl der organspendebezogenen Kontakte betrug in diesem Zeitraum 332 (2019: 339).

Die Zusammenarbeit der Koordinatoren der DSO mit den Mitarbeitern der bayerischen Entnahmekrankenhäuser ist seit vielen Jahren sehr eng. Der hohe Anstieg an postmortalen Organspenden in der Region in den ersten Monaten des Jahres 2020 beweist, das große Engagement der Krankenhäuser.

Ein ernstzunehmendes Problem, das schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie bestand, sich nun aber verstärkt hat, sind die personellen Ressourcen auf den Intensivstationen, vor allem bei den Pflegenden. Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, an der viele Partner beteiligt sind und Hand in Hand arbeiten. Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen möglicher Organspenden zunehmend medizinisch komplexer geworden, zum Beispiel durch das höhere Alter der Spender und die damit einhergehenden Vorerkrankungen. Um diese Aufgaben vor Ort auf der Intensivstation zu bewältigen, ist die intensive Zusammenarbeit aller beteiligten Fachrichtungen und Berufsgruppen zum Wohle der Organempfänger notwendig. Dabei unterstützen die bayerischen Koordinatoren die Kollegen auf den Intensivstationen bei jedem Schritt im Verlauf einer Organspende. Zudem bietet die Region Ärzten und Pflegekräften auf der Intensivstation Fortbildungen und fachliche Beratung zum Thema Organspende an.

Angehörigenbetreuung

Das neue Gesetz aus dem Jahr 2019 hat auch klare Grundlagen für die Betreuung der Angehörigen von Organspendern geschaffen. Die DSO wurde nun offiziell mit dieser Aufgabe betraut, die uns schon sehr lange eine Herzensangelegenheit ist. Allen Krankenhäusern bietet die Koordinierungsstelle in der Akutsituation Unterstützung bei der Begleitung der Angehörigen an. Dies beinhaltet das gemeinsame Angehörigengespräch mit dem behandelnden Arzt und dem DSO-Koordinator, im Folgenden die Betreuung der Angehörigen auf der Station sowie die Begleitung beim Abschied nach der Organentnahme. Im Anschluss an die Organspende erhalten alle Angehörigen ein Informationsschreiben der DSO, mit dem sie über das weitere Betreuungsangebot informiert werden.

Dieses Betreuungsangebot umfasst jährliche Angehörigentreffen, den Erhalt von Ergebnisbriefen sowie die Weiterleitung anonymer Dankesbriefe der Organempfänger und Antwortschreiben der Angehörigen. Die Angehörigen entscheiden selbst, welches dieser Angebote sie annehmen möchten. Dazu muss eine Einwilligungserklärung ausgefüllt werden. Die Angehörigenbetreuung in der DSO-Region Bayern hat eine lange Tradition.

Damit die Angehörigen über den Erfolg der Transplantation informiert werden können, bedarf es der Zustimmung der Organempfänger. Diese muss im Transplantationszentrum nachgefragt werden.

Seit September 2020 ist die neue Website www.dankesbriefe-organspende.de online. Hier findet man Statements, Fotos und Videos von Angehörigen von Organspendern, Transplantierten und Wartelistenpatienten.

Autorinnen

Dr. Angelika Eder 1
Geschäftsführende Ärztin Region Bayern

Dr. Jutta Weiss 2
Oberkoordinatorin

DSO, Region Bayern, E-Mail: bayern(at)dso.de, Internet: www.dso.de

1 Lena-Christ-Straße 44, 82152 Martinsried (München)

2 Neumühle 2, 91056 Erlangen

Ein Wort in eigener Sache

Erst kürzlich gab es einen Wechsel an der Führungsspitze in der Region Bayern. Dr. Angelika Eder übernahm am 25. November 2020 die Position der Geschäftsführenden Ärztin.

Die gebürtige Oberbayerin studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Medizin. Nach ihrer Approbation 1992 arbeitete Eder in der Chirurgischen Klinik der LMU und konnte von 1996 bis 1998 ihre Erfahrungen in der Transplantationschirurgie sammeln. Bereits seit 1998 setzt sich die Geschäftsführende Ärztin in der DSO-Region Bayern intensiv für das Thema Organspende ein und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet. Eder entwickelte federführend das E-Learning-Projekt, welches unter ihrer Leitung kontinuierlich erweitert wird. Seit Jahren begleitet sie außerdem verschiedene wissenschaftliche Projekte innerhalb der DSO.

Seit rund 20 Jahren betreut Eder die verschiedenen Selbsthilfegruppen im Bereich Organspende in Bayern und schenkt den Betroffenen Mut und Zuversicht. „Wir tun alles in ­unserer Macht stehende, das Thema Organspende voranzubringen, sodass das Warten der vielen Menschen auf ein Organ eine positive Wendung nimmt“, so die neue Geschäftsführende Ärztin.

Zusammen mit einem Team von 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt und berät Eder die rund 200 Krankenhäuser in Bayern im Organspendeprozess. Unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 37636667 sind wir jederzeit für das Klinikpersonal erreichbar.

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