#MitHitzekeineWitze

#MitHitzekeineWitze

#MitHitzekeineWitze lautete der Titel der Veranstaltung, zu der die Bayerische Landesärztekammer am 14. Juni 2023 ins Ärztehaus Bayern eingeladen hatte, gemeinsam mit dem Bündnis Hitzeschutz Bayern.

Bündnis Hitzeschutz Bayern

Referentinnen und Referenten Dr. Franziska Matthies-Wiesler, Diplom Biologin, Helmholtz Zentrum, München, Professor Dr. habil. Jörg Schelling, Facharzt für Allgemeinmedizin, München und Professor Dr. Stephan Böse-O`Reilly, Leiter AG Globale Umwelt-Gesundheit und Klimawandel, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin LMU Klinikum, München, gestalteten die Veranstaltung mit ihren Vorträgen und Diskussionsbeiträgen interessant und wissenswert. Doch auch die Bündnispartnerinnen und -partner kamen zu Wort – in Eingangs-Kurzstatements und Diskussionsbeiträgen. Dies waren: Bayerische Landeszahnärztekammer, Psychotherapeutenkammer Bayern, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vereinigung der Pflegenden in Bayern, Physio-Deutschland LV Bayern, ARGE der Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Bayern, KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V., Bayerische Kranken­hausgesellschaft und das Gesundheitsreferat der Stadt München. Charmant moderiert wurde die Veranstaltung von Dorothea Baltruks, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Planetary Health Policy (CPHP).


Abbildung 2: BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer bedankte sich für die gelungene Veranstaltung.

Bedrohung Klimawandel

BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer begrüßte die Gäste: „Wir müssen aufhören zu reden, wir müssen anfangen zu handeln“. Die Veranstaltung stehe ganz im Zeichen des Hitzeschutzes und soll für das Gesundheitsrisiko Hitze sensibilisieren. Die Gesundheitsberufe übernähmen dabei eine zentrale Rolle in der Prävention und Behandlung von hitzebedingten Gesundheitsschäden. „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert“, so Quitterer. Die zunehmenden Hitzetage seien das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko für Menschen in Deutschland. Die Anzahl heißer Tage mit Temperaturen über 30 °C habe sich im Vergleich zu den 1950er-Jahren in Deutschland verdreifacht. Von häufigeren, längeren und damit deutlich gefährlicheren Hitzewellen sei meteorologischen Prognosen zufolge auszugehen. „Darauf müssen wir uns und unsere Patientinnen und Patienten vorbereiten. Der Gesundheitssektor in Bayern geht mit seinem Hitzeschutzbündnis voran und möchte Patientinnen und Patienten, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufklären, informieren und zur Umsetzung von Hitzeschutz motivieren.“ Im Anschluss bekannte sich der Präsident ausdrücklich zum Hitze- und Klimaschutz, ging auf einige hitzeassoziierte Erkrankungen ein und zeigte Maßnahmen zum Hitzeschutz im eigenen Handlungsbereich auf. Schließlich stellte Quitterer Forderungen an alle Verantwortungstragenden. Allem voran stand die Forderung nach einem klaren gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert werde; ­Zuständigkeiten und Kompetenzen müssten geklärt werden. Dies gelte auch für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sowie für Betriebe, Kitas und Bildungseinrichtungen. Einen solchen Rahmen könne das sich in Arbeit befindende Klimaanpassungsgesetz schaffen.


Abbildung3: Das Motiv für den Aktionstag wurde vor dem Ärztehaus Bayern mit Kreide aufgemalt.

Zugeschaltet wurde eine kurze Video-Grußbotschaft von Klaus Holetschek, MdL, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege. Darin gab der Minister nochmals ein Bekenntnis der Bayerischen Staatsregierung zum Klima- und Hitzeschutz.

„Mit Hitze keine Witze: Warum Hitze gefährlich ist und wie wir uns schützen können“ titelte der Vortrag von Dr. Franziska Matthies-Wiesler. Die Biologin zeigte nochmal die Zunahme von Hitzewellen und Extremwetterlagen auf, ging in diesem Zusammenhang auf das Thema „Übersterblichkeit“ ein und thematisierte vor allem die Luftverschmutzung und die damit assoziierten Erkrankungen, insbesondere bei der urbanen Bevölkerung. Als Lektüre empfahl sie zudem den „Planetary Health Survey“ (PACE).

Über „Hitzeschutz in der Arztpraxis“ sprach Professor Dr. habil. Jörg Schelling. Schelling zeigte die Risikogruppen auf, die allesamt Patientinnen und Patienten in der hausärztlichen Praxis seien. Darüber hinaus gäbe es noch weitere Gruppen, wie Menschen, die in Städten leben, sozial isolierte Menschen, Menschen mit wenig Geld, obdachlose Menschen, Arbeitende, die beruflich der Sonne ausgesetzt sind oder Menschen, die ihre Freizeit in der Sonne verbringen und eventuell zusätzlich Sport betreiben. Der Allgemeinarzt warb dafür, auf die Medikation zu achten: „Die Sache mit den Medikamenten – Bewusstsein schaffen“. Bei den Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Sommer war es ihm besonders wichtig, „verantwortliche Personen in der Praxis“ zu benennen.

Professor Dr. Stephan Böse-O`Reilly wies insbesondere auf den Hitze- und UV-Schutz bei Kindern hin. Gerade in den „ersten 1.000 Tagen eines Kindes“, dazu zählten neun Monate Schwangerschaft und der ersten beiden Lebensjahre, sei die UV-Belastung schädlich. Frühe Belastungen hätten späte Folgen. Kinder zählten auch deshalb zu den vulnerablen Gruppen, da sie in einer Welt leben werden, die noch mehr vom Klimawandel und seinen Folgen wie Hitze und Extremwetter oder Migration betroffen seien.


Abbildung 4: Die Moderatorin Dorothea Baltruks mit den Teilnehmenden der Podiumsrunde: Professor Dr. Stephan Böse-O`Reilly, Dr. Franziska Matthies-Wiesler und Professor Dr. habil. Jörg Schelling (v. li.).

Umrahmt von den Vorträgen wurde eine Panel-Diskussion mit den Akteuren des Bündnisses Hitzeschutz Bayern. Die abschließende Diskussionsrunde mit allen Expertinnen und Experten und dem Auditorium machte alle ­Beteiligten deutlich, dass sich das Bündnis Hitzeschutz Bayern auch weiterhin engagieren werde um beim Thema Hitzeschutz voranzukommen.

Weitere Informationen zum Thema
finden Sie unter
www.blaek.de/wegweiser/klimawandel-und-gesundheit/informationen-zum-thema-hitzeschutz

Dagmar Nedbal (BLÄK)

 

 

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